Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin,
sehr geehrte Damen und Herren des Magistrats,
sehr geehrte Damen und Herren Stadtverordnete,
Sparmassnahmen haben dort eine Grenze, wo die Lebensfähigkeit der Stadt und die Grundrechte der Bürger gefährdet sind. In den politischen Beratungen der Stadt besteht offenbar weitgehend Konsens, die Haushaltsposition „Ruheschutz“ ersatzlos zu streichen. Unter dem Namen „Ruheschutz“ verbirgt sich der gesamte Etat für die Fortsetzung der juristischen Auseinandersetzung gegen den Flughafenausbau, den Flug- und Bodenlärm, gegen die Schadstoffbelastung und die Grundstücksentwertung. Selbst die geringe Aufwandsentschädigung für das unersetzliche Engagement unserer Ruhebeauftragten Joy Hensel (die sich nicht nur ausschliesslich um Fluglärm kümmert) steht zur Disposition.
Wir sind über diese Beschlüsse empört, ja geradezu entsetzt. Damit wird gerade Eddersheim als der vom Flughafenausbau am schlimmsten betroffene Ortsteil geradewegs seinem Schicksal überlassen !
Sie haben in den vergangenen 12 Jahren mit zahlreichen Beschlüssen und Resolutionen, bei den Versammlungen und Demonstrationen nie einen Zweifel daran gelassen, dass Sie auf der Seite der Bürger und der Initiativen gerade auch den juristischen Kampf bis zum Ende gehen werden. Was bedeutet die ersatzlose Streichung des Ruheschutzes für Eddersheim, aber auch für Okriftel? Es ist eine Kapitulation auf halbem Wege, ohne Ergebnis. Was nützt uns ein Rettungsschirm, der Eddersheim die Solidarität entzieht, und der die Bewohner im Regen stehen lässt ? Das Ausscheren Hattersheims aus der Phalanx der Mainschienenstädte wäre gerade jetzt ein verheerendes Signal zur falschen Zeit. Der Kampf um Gesundheit und Lebensqualität und Nachtruhe ist kein lästiger Kostenfaktor, sondern ein Einfordern unserer Grundrechte.
Bitte bedenken Sie, dass Hattersheim in den vergangenen 12 Jahren zur Verteidigung unserer Grundrechte über 1 Mio. Euro investiert hat. Dazu kommen bislang unbezifferte ehrenamtliche Aufwendungen hunderter Bürger, die sich bei Lebenswertes Hattersheim e.V. und BfU Eddersheim e.V. unter größten persönlichen Opfern, auch als Musterkläger, über ein Jahrzehnt für unsere Stadt und gegen die menschenverachtende Expansion unseres Nachbarn FRAPORT wirklich erbittert gewehrt haben. Es wäre geradezu eine Missachtung des Ehrenamtes, wenn dieses Eintreten für die Zukunft und Lebensfähigkeit unserer Kommune vergeblich gewesen sein sollte.
Nicht umsonst haben Sie der Eddersheimer BfU im Jahre 2005 den Löwen- und Lilienpreis verliehen.
Bitte bedenken Sie am 13. November und am 22. November: Streichen Sie den Ruheschutz, so kapitulieren Sie nicht nur vor dem Fluglärm, sondern auch vor der Vergiftung unserer Heimat durch geplante 700.000 Starts- und Landungen. Sie kapitulieren davor, dass uns seit vier Jahren das rechtliche Gehör vor den Gerichten verwehrt wird. Den Bürgern würde damit jede Hoffnung geraubt, dass sich die mittlerweile unzumutbaren Lärm- und Luftverhältnisse jemals ändern. Erst vor wenigen Wochen hat die HLUG damit begonnen, in Eddersheim die krebserregenden PAK-Werte des Luftverkehrs zu erfassen. Mit Unterstützung der BfU ist die Bedrohung durch den Vogelschlag am Mainkilometer 14.4 mittlerweile gerichtsanhängig geworden. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) wird demnächst über die Frage der fluglärmbedingten Wertminderung von Grundstücken entscheiden. Die Bundesärztekammer hat sich kürzlich auf unsere Seite gestellt.
Wenn wir uns nicht mehr wehren, werden wir von Fraport und vom Land Hessen keinen Deut bekommen. Wir sind dann nur noch Zuschauer. Die Früchte unserer Arbeit werden wir nicht mehr genießen. Dann wird es bald heißen: „Gute Nacht, Eddersheim !“.
Mit besten Grüßen
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